Blick auf das Clubhaus
Wenn man, wie wir, bei schönem Wetter über die Einfahrt auf das Clubhaus zufährt, denkt mal erstmal, "Wow. Schön hier!" Alles wirkt sehr gepflegt und alt eingewachsen. Zypressen, Olivenbäume, Weinfelder, grüne Fairways und eine schöne Übungsanlage. Alles da, was man sich für Italien vorstellt. Nach der Diskussion mit Marco an der Rezeption (diesmal schickte das Hotel ein Fax als Voucher) hatten wir etwas Zeit um uns umzusehen und etwas zu üben. Sogar die Dame im Proshop machte pünktlich auf, damit ich noch meinen Logoball erstehen konnte. Alles verlief also nach Plan. Noch schnell Trolley für Nicole geliehen (halb so teuer wie bei Arzaga oder Garda Golf) und los ging es.
Grün Loch 18 (muss ich irgendwann nochmal spielen)
Nachdem wir den Schweizer Dreierflight mit Einzelcaddie überholt hatten, begann mein Alptraum. Die ersten neun sollten das schlimmste Golf bringen, was ich seit Jahren gespielt habe. Dies lag nicht am Platz (der war ok, aber nicht übermässig schwer) oder an meiner Anspannung (finales Urlaubs-Matchplay mit Nicole), sondern einzig und allein an meiner Unfähigkeit. Ich hatte auf den ersten 9 schlichtweg vergessen, wie man Golf spielt. Es ging einfach nicht. Vor allem nicht das kurze Spiel. Nur gehackt oder getoppt. Ich wurde immer verzweifelter und Nicole zog fast uneinholbar davon beim Matchlay, ohne selber allzu toll zu spielen. Nach 9 Loch lag sie 6 auf. Ob es am Rückstand lag oder an meiner langsam einkehrenden Scheißegalstimmung? Ich weiß es nicht. Ab Loch 11 (Nicole lag 7 auf nach meinem 4 Putt auf der 10...) konnte ich mit einem Male wieder spielen. Fragt bitte nicht, was der Grund war. Auf jeden Fall spielte ich plötzlich wieder normales Golf. Im Vergleich zu den ersten 9 sogar grossartiges Golf. Bogeys auf den schwersten Löchern, Pars. Es lief mit einem Male. Nach Loch 16 war Nicole nur noch 2 auf. Dann begann leider das Unwetter.
Loch 14 (blindes Par 4 mit gut verteidigtem Grün)
Von Westen kam mit einem hohen Tempo eine schwarze Wand mit Donnergrollen immer näher. Wir hatten die dunklen Wolken schon etwas länger gesehen. Aber die Geschwindigkeit, mit der das ganze nun näher kam, war unglaublich. Unsere Hoffnung, das Match (und die Runde) noch beenden zu können, ging dahin. Als dann noch eine Sirene vom Clubhaus heulte und der Marshall mit seinem Cart die Spieler einfing, merkten auch wir, das wir uns beeilen mussten. Die Bälle liessen wir vor dem Grün liegen und begannen zu rennen. Es reichte leider nicht. 150 Meter vor dem Clubhaus öffnete sich der Himmel. So einen Regen hatten wir bisher noch nicht erlebt. Zusammen mit dem Sturm, der dazukam, war es das schlimmste, was ich auf einem Golfkurs erlebt habe, ohne im Clubhaus zu sein.
Blick aus dem Clubhaus nach dem Sturm
Vollkommen durchnässt erreichten wir das Clubhaus, indem auch schon andere Miss und Mister Wet T-Shirt angekommen waren. Zu allem Überfluss war im Clubhaus auch der Strom ausgefallen und nur die Notausgänge waren beleuchtet. Mit nassen Klamotten kämpften wir uns bis zur Bar durch, die immerhin noch Getränke in Flaschen verkaufte. Das Weizen war echt lecker. Wir waren auch sehr kaputt. 16 Loch bergsteigen mit Gepäck und zwischenzeitlichen Schläger schwingen macht durstig und hungrig. Zum Glück hatten wir Tauschkleidung dabei und mussten daher nicht in nasser Kleidung zurück zum Hotel. Gute Vorbereitung zahlt sich halt doch irgendwann aus. Es war also ein merkenswertes Gesamterlebnis.
Ach ja. Der Platz ist sehr hügelig und vom Design her nicht schlecht. Anspruchsvoll. Die Ausblicke und die Landschaft sind sehr schön. Die Grüns sind schnell und ehrlich, wenn man gut puttet. Was mir nicht so gut gefiel, waren die sehr nassen Flächen rund um die Grüns. Das grenzte schon fast an Matsch. Aber das ist wohl das Risiko, wenn man in diesen Regionen Golfplätze zu pflegen hat. Manchmal wässert man halt zu viel. Aber nichtsdestotrotz handelt es sich um einen schönen Platz, den man mit guten Gewissen spielen kann. Interessieren würde mich irgendwann nur noch, wie das Restaurant mit Licht aussieht.
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