Donnerstag, 29. November 2012

The Addington

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war bezüglich Golf in England eine Zeit des Aufbruchs. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde nicht mehr hauptsächlich auf Linkskursen gespielt, sondern man erstellte auch im Inland immer mehr Plätze. Nachdem diese anfangs sehr einfach waren (teilweise quadratische Grüns und eckige Bunker) entwickelte sich der Golfplatzbau nach dem Erfolg mit Woking (der erste Heidelandkurs) alles recht schnell. Willie Park baute Sunningdale und anschliessend Huntercombe. Der gute Harry Colt begann aktiv zu werden und auch Alistair MacKenzie baute seine ersten Plätze. Alles Designer von Plätzen, die heute als Klassiker gelten.

Blick auf das Grün der 12
Zu dieser Zeit war John Frederick Abercrombie (nicht der mit Fitch...) zur Ausbildung bei Willie Park in Huntercombe tätig. Irgendwann bekam er auch seinen ersten Auftrag und baute Worplesdon. Der Platz hatte ein großartiges Design, fand viele Freunde und gilt heute als Klassiker. Sein zweiter Auftrag war Coombe Hill in der Nähe von Wimbledon. Dort setzte er als erster Golfplatzarchitekt einen Ballon ein, um aus der Vogelperspektive das bestmögliche Routing zu finden. Der Platz fand wieder große Anerkennung und J.F. Abercrombie wollte nun mal was "richtiges" machen. Es entstanden dann ab 1912 zwei 18 Loch Plätze südlich von London in der Nähe von Croydon. The Addington war da. Zu seiner Zeit wurden die beiden Plätze von der Qualität verglichen mit den beiden 18-Loch Plätzen in Sunningdale. J.F. Abercromby war damals Eigentümer des Clubs und "herrschte" bis zu seinem Tod 1935 wie ein "wohlwollender Diktator". Leider musste einer der beiden Kurse in den 30ern nach Abers Tod einer Wohnsiedlung weichen. Schade eigentlich.

Loch 13 vom Tee
Ich kam an einem Montagmorgen zu dem Platz (da ist das Greenfee günstiger). Es war nicht allzu viel los und ein Viererflight an Tee 1 wurde vom Secretary gebeten, mich vorher spielen zu lassen. Fand ich nett. Die ersten 5 Loch waren schön, aber nichts aussergewöhnliches. Spannend wurde es ab Loch 6. Nettes Dogleg nach links, welches von beiden Seiten von Bäumen geschützt wird. Rechts vor dem Grün ist man dann mit einem riesigen Bunker (oben) konfrontiert. Links ist zwar viel Platz, aber das Ding beeindruckt schon... Danach beginnt eine Berg- u. Talrunde. Blinde Abschläge bergauf, tiefe Täler, lange, alte Holzbrücken und überall Heide. Ich habe eine Menge Bälle verloren, aber viel Spass gehabt.

Loch 14. Blick auf London City
Der Höhepunkt kam dann auf den zweiten 9. Diese beginnen übrigens nicht vor dem Clubhaus, sondern am mit weitesten Punkt entfernt. Die schönste Folge an gelungenen, spektakulären Spielbahnen boten die Löcher 12-14. Loch 12 war ein Par5, bei dem man die Landezone schlecht einsehen konnte. Vor allem, wenn man das erste Mal da ist, ist man überrascht, dass es hinter der Landezone steil bergab geht. Vom Rand hat man einen sehr schönen Blick auf den Rest des Fairways and des dann wieder erhöhte Grün (Berg und Tal...). Loch 13 ist für mich eines der schönsten und schwersten Par 3, die ich bisher kennengelernt habe. Schwer zu beschreiben, aber ich versuch es mal. Abschlag ist von einem erhöhten Tee über eine Hecke über ein Tal zum erhähten Grün, welches rechts von Wald geschützt ist. Ach ja. In der Mitte des Tals ist noch ein großer Busch und es gibt wieder ein lange Holzbrücke zum Fairway. Leider kommt das bei dem Foto kaum rüber (oben). Danach kommt dann die 14. Mehr oder weniger gradeaus bergab. Klasse ist aber der Blick vom Tee auf die Londoner City (knapp 10 Meilen entfernt). Die darauffolgende Löcher waren teils auch spektakulär, aber im Vergleich zu vorher nichts spezielles. Nachher nahm ich im Clubhaus noch mein übliches Käsesandwich zu mir und ließ den Platz und meine Runde nochmal an mir vorbeiziehen. Es war ein schöner Vormittag.

Fazit: Interessanter Klassiker. Abwechslungsreich und herausfordernd. Man darf nur kein Problem mit blinden Löchern haben...

Reisegolfer-Rating: 7
The Addington

Mittwoch, 21. November 2012

New Zealand Golf Club

Im Sommer hatte ich endlich wieder mal die Gelegenheit, ein paar Tage in und um London zu verbringen. Als Termin hatte ich das Wochenende zwischen der "richtigen" Olympiade und den Paralympics gewählt. Da waren wir die Hotels wieder günstiger, London war noch auf Olympia geschmückt und auf den Heidelandplätzen im Westen und Süden von London blühte die Heide.


Westlich von London kenne ich ja schon einen Großteil der Plätze, aber ein paar (mehr) sind natürlich noch übrig. Zu denen, die ich immer schon spielen wollte, gehört der New Zealand GC. Etwas älter, wenige Mitglieder und ein klassischer Heidelandplatz. Es gibt zwar eine Webadresse, aber dort bekommt man seit Jahren nur die Meldung, das die Seite "under construction" ist. Ich also einen Brief (einen richtigen Brief, keine Mail) an Mr. Marrett geschrieben und gefragt, ob ich mit Nicole eine Runde spielen kann. Antwort kam prompt. Kein Problem, während der Woche kein Thema. Also Zeit ausgemacht und an einem Freitagmorgen standen wir im Clubhaus. Schon die Zufahrt zum Parkplatz war klasse. Die Zufahrt bestand aus riesigen Rhododendronbüschen, die im Mai traumhaft aussehen müssen. Mai war ja vorbei, dafür blühte auf dem Platz die Heide. Wunderschön. Der nette Secretary erklärte uns derweil etwas über den Club und den Platz.


Der Platz wurde 1895 von Samuel Fergusson designed und 1931 von Tom Simpson überarbeitet. Für heutige Verhältnisse ist es ein recht kurzer Platz. Knapp 6000 yards für ein Par 68 werden heute eigentlich nicht mehr gebaut. Wenn man den Kurs dann aber spielt, kommt er einem gar nicht mehr so kurz vor. Ich habe selten einen Parklandplatz mit mehr Abwechslung gespielt. Sehr klug platzierte Bunker und Grüns, die gut gepflegt und schnell waren. Zusammen mit der blühenden Heide einfach bezaubernd. Es gibt 5 Par 3, nur 1 Par 5 (!) und 12 Par 4. Die meisten Löcher sind separat gelegen und man begegnet nicht so oft anderen Spielern. Als wir da waren, spielte auch eine Society. Diese bekamen wir aber nur selten zu Gesicht. Nach der Runde gab es ein nettes Sandwich auf der Terrasse und wir ließen die Runde nochmal Revue passieren.

Fazit: Ein schöner Golftag in einem netten, traditionellen und etwas anderen Club.

Reisegolfer-Rating: 7

New Zealand

Mittwoch, 7. November 2012

Hankley Common und Skyfall

Zur Zeit gibt es in Bezug auf den neuen Bond, "Skyfall", einige Berichte, die in diesem Zusammenhang über den Stoke Park berichten. Unter anderem der schöne Bericht von Denis Krick in Spiegel Online. Stoke Park ist ja auch der Klassiker, was Spielfilmszenen mit Golf betrifft. Und es ist ein netter Golfplatz. Ich möchte nun passend zu Skyfall das Augenmerk auf einen der für mich schönsten Golfplätze Englands richten. Hankley Common.


Der Club wurde 1896 gegründet und 1897 konnte das spielen dort auf einem 9-Loch Kurs beginnen. 1920 rang man sich dann zu einer Erweiterung auf 18 Loch durch und man heuerte James Braid an, den Platz neu zu gestalten. Nach einigem hin und her war man dann 1924 fertig. Richtig lange war man anscheinend auch nicht mit dem Ergebnis. 1933 engagierte man dann eine andere Größe des britischen Golfdesigns. Harry Colt. Der verlängerte den Platz, nahm einige Veränderungen an den Par 3 Löchern vor und gestaltete die Löcher 10-12 vollkommen neu. Das Ergebnis des Designs durfte ich im August mit Nicole im August spielen.


Ende August war eine sehr gute Zeit für eine Runde Golf westlich von London. Dort befindet ein Heidegürtel, der die Lüneburger Heide an Vielfalt und vor allem an der Menge der tollen Golfplätze locker übertrifft. Überall blühte die Heide. Das Wetter war Klasse und es war ein Traum in lila. Wir waren an einem Sonntag da. Da ist am Nachmittag auf englischen Golfplätzen meist nichts mehr los und Gäste werden oft zugelassen (Der Brite an sich spielt lieber Samstags oder am Sonntag vormittag). Der Platz begint mit einem netten Par 4, bei dem das Fairway in der Drivelandezone etwas enger ist. Das Grün war etwas abwärts und man durfte nicht zu lang anspielen. Schöner Anfang. Übrigens ist der Platz gesperrt, wenn die Kiefer links am Fairway in ungefähr 150 Meter vom Abschlag entfernt nicht zu sehen ist. Auch ne nette Lösung...


Der Platz war für mich eine große Freude. Jedes Loch war anders und die Landschaft war wunderschön. Der Platz war sehr abwechslungsreich und man merkte, dass hier echte Könner bei der Platzgestaltung am Werk waren. Meine Favoriten waren Loch 7 (tolles Par 3 bergauf), die 8 (wunderschönes Par 5 bergab in die Heidelandschaft hinein), die 14 (enges Par 4 im Wald gelegen) und die 15 (kurzes Dogleg Par 4). Sehr schön war auch, dass wir ab Loch 9 mit zwei einheimischen pensionierten Mediziners spielten, die uns den Platz erklärten und uns Tipps in der Umgebung gaben. Richtig nett. Zwei typische Briten, wie man sie sich vorstellt... Es war also ein wunderbarer Golftag. Allein für diesen Platz lohnt sich ein Wochenende um London.


Ach ja. Was hat das mit Skyfall und Bond zu tun? Geht einfach in den Film und seht euch das Skyfall Anwesen in Schottland an. Sieht wunderbar schottisch aus. Ist aber auf dem Gelände von Hankley Common gedreht worden. Das "Schloß" wurde extra für den Film gebaut und mit Pyrotechnik wieder zerstört. Film eben. Aber schön gemacht. Und den Platz muss man unbedingt gespielt haben! Nachher kann man dann sagen "ich hab auf Skyfall gespielt"...

Fazit: Ein Heidetraum in Golf mit unheimlich viel Abwechslung und toller Landschaft

Reisegolfer-Rating: 9 (er war wirklich toll)

Hankley Common

Montag, 5. November 2012

Golf in China

Seit Monaten war der Tripp nach China geplant und wenn ich schon mal da war, wollte ich auf jeden Fall auch eine Runde dort spielen. Irgendwo Tee Time reservieren, Schläger leihen und dann los. Geplant hatte ich zuerst eine Runde in der Gegend von Guilin. Das ist der Ort mit den Karstbergen. Da wir aber eine Gruppenreise hatten, fragte ich vorher lieber nach, ob auf der Tour auch Zeit für eine Runde ist. Es schien so, als wäre die Zeit knapp bemessen und da ich nicht dauernd ich China bin, dachte ich mir, mach die Touren lieber mit. Vielleicht verpasse ich ja was. Also doch zum Ende die Reise. Dann ist die Gruppenreise zu Ende und wir sind bei Freunden und ohne feste Termine.

Golf in China. Die meisten hier wissen, dass es Turniere der European Tour, die HSBC Championships, Volco China Open und den World Cup in Mission Hills gibt. Aber ansonsten ist in Europa wohl wenig über Golf im Reich der Mitte bekannt. Der erste Golfplatz in China entstand 1984 in Zhongshan in der Nähe von Hongkong. Er wurde designed von Arnold Palmer. Bis 2007 enstanden zusammen mit dem ökonomischen Wachstum auch viele Golfplätze. Die Entwicklung war langsam, aber immerhin 170 Plätze gab es schon. Dann wurde auch dem Volkskongress 2007 durch Wen Jinbao (der, der jetzt nach 10 Jahren abgelöst wird) ein Moratorium für den Bau von neuen Golfplätzen ausgerufen. Elitebeschäftigung, das Land kann besser genutzt werden u.s.w.. Interessanterweise begann dananch der richtige Bauboom. Seit 2007 entstanden ca. 700 neue Golfplätze. Irgendwelche Gründe fanden die Regionalverwaltungen immer, um einen Neubau nicht zu stoppen. Wer weiß, wie da die Entscheidung unterstützt wurde...

Heute ist Golf mehr Privilegiertensport in China denn je zuvor. Aufnahmegebühren im 6-stelligen Bereich sind normal und die Zahl der aktiven Golfer wird auf ca. 3 Mio geschätzt (nicht viel bei 1,4 Mrd Einwohnern. Bis 2020 schätzt man, dass es wohl 20 Mio Golfer in China geben wird. Was für ein Markt... Und wenn man ein wenig schaut, sieht man, dass sich alle namhaften Golfplatzbauer (und auch die hier nicht so bekannten) dort tummeln.

Im Alltag ist Golf aber in China kaum vorhanden. Mal sieht man ein Plakat in Bejing, mal tritt man im Stadtplanungsmuseum von Bejing auf einen Kurs und mal fährt man auf dem Weg vom Inlandsflughafen in Shanghai an einem Platz vorbei. Aber eigentlich ist der Sport, ausserhalb der Gemeinde der Neureichen, in China nicht vorhanden.

Leider wurde es mit meiner Runde in China auch nichts. Zum einen war mir das Greenfee einfach zu hoch (die günstigen Plätze 100 Euro plus Leihgebühr für Schläger plus vorgeschriebener Caddie) und zum anderen hatte ich mir am Ende unserer Tour eine schwere Erkältung geholt. Und die wollte ich etwas auskurieren, bevor es in den 12 Stunden Flug heim nach Deutschland ging. Nun denn. War schade, aber da man kann nichts machen...

Und da ich ja immer Bilder liefere, hier alle Fotos unserer Reise, die etwas mit Golf zu tun hatten (ich denke ja schon oft an den schönen Sport):

Teil des Fußbodens im Stadtplanungsmuseum Bejing
Ob Herr Mickelson wohl weiß, für was er hier Werbung macht...?
 Nun ja. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen und dann auch sicher eine Runde hier spielen...